Das Google Translator Tool (GTT) als kostenfreie Alternative zu Trados & Co.

04.05.2012 08:00 (0 Kommentare)

Weshalb sollte ein Übersetzer noch in kostenpflichtige TM-Systeme investieren?

Schneller übersetzen mit dem Google Translator Toolkit GTT
Schneller übersetzen mit dem Google Translator Toolkit GTT

Seit Jahren gilt SDL Trados als Marktführer bei den elektronischen Übersetzungs- und Terminologiesystemen. Durch eine geschickte Preis- und Marketingstrategie erkämpft sich jedoch der Konkurrent Across immer mehr Marktanteile, während Transit, DéjàVu und andere große Namen sich scheinbar langsam darauf einstellen müssen, zur Vergangenheit zu gehören. Diese miteinander konkurrierenden Systeme weisen ein großes Funktionsspektrum auf und verlangen einem neuen Anwender viel Konzentration und Ausdauer bei der Einarbeitung ab. Mehr als zwei Systeme gehören selten zum Handwerkszeug eines professionellen Übersetzers – auch aus finanziellen Gründen. Denn die Anschaffungskosten einer Translation-Management-Software können bis in den vierstelligen Euro-Bereich reichen und selbstverständlich werden auch die regelmäßigen Upgrades nur gegen Bezahlung bereitgestellt. Im Juni 2009 erschien plötzlich das Google Translator Toolkit GTT. Im Gegensatz zum nur bedingt professionell einsetzbaren Übersetzungsservice Google Translate, der anhand statistischer Berechnungen aus dem Textvorkommen weltweit veröffentlichter Websites mögliche Übersetzungslösungen anbietet, ist das GTT ein voll einsatzfähiges TM-System. Die Nutzung dieses nur online verfügbaren Dienstes ist kostenfrei.

Das GTT bricht alle Geschwindigkeitsrekorde

Übersetzer, die mit dem GTT arbeiten möchten, legen zunächst ein Konto mit den wichtigsten persönlichen Daten (Name, Anschrift, Geburtsdatum, Zugangsdaten) an. Ein Einzelübersetzer, der über GTT für eine Agentur oder einen Kunden arbeitet, der sich für die Nutzung des Google Translator Toolkits entschieden hat, hat damit schon alle Voraussetzungen erfüllt, um das praktische Online-TM-System nutzen zu können. Soweit die Agentur oder ein anderer Auftraggeber das zum Auftrag gehörende Translation Memory und das Glossar hochgeladen und den Übersetzungsauftrag für den jeweiligen User freigeschaltet haben, kann der Übersetzer sofort loslegen. Auf der Browser-Oberfläche werden die offenen Aufträge mit den wichtigsten Auftragsdaten angezeigt. Dazu gehören die Auftragsnummer, das verbindliche Fertigstellungsdatum, die Anzahl der zu übersetzenden Wörter sowie der aktuelle Übersetzungsfortschritt in Prozent. Mit einem Mausklick auf die Auftragszeile wird das zu übertragende Dokument zweispaltig dargestellt: links Ausgangssprache, rechts Zielsprache.

Oberflächengestaltung ganz nach dem Geschmack des Nutzers

Der Text ist in Sätze und (vom Auftraggeber frei wählbare) Abschnitte übersichtlich gegliedert. Der jeweils zu bearbeitende Satz öffnet sich in einem separaten Feld. Das Toolkit im unteren Bildschirmbereich zeigt Übersetzungsvorschläge und relevante Glossarausschnitte für die aktuelle Texteinheit an. Der Übersetzer kann die Vorschläge übernehmen oder eine komplett neue Übersetzung schaffen. Alle Segmente lassen sich bei Bedarf teilen oder zusammenfassen. Neben einer differenzierten Suchfunktion stehen zahlreiche Optionen zur optischen Darstellung des Textmaterials bereit. Eine aussagestarke Übersetzungsstatistik lässt sich jederzeit in einem Feld auf der Bildschirmmitte einblenden. Hierbei unterscheidet GTT fünf Übersetzungsqualitäten, wie beispielsweise „100%-TM-Übereinstimmung“, „Übereinstimmung mit hohem Fuzzy-Wert“ oder „Wiederholter Text“. Diese Funktion erleichtert es dem Übersetzer, den Verdienst, den er mit einer Übersetzung erzielen kann, auszurechnen. Ist der Übersetzungsvorgang abgeschlossen, speichert und schließt der User das Dokument und kennzeichnet es mit der Option „Übersetzung abgeschlossen“. Der Kunde erhält automatisch eine entsprechende Information und kann die fertige Übersetzung herunterladen.  

Fremdformate sind für das GTT ein Fremdwort

Die Benutzerschnittstelle zum GTT im Browser ist zurzeit in 36 Sprachen verfügbar. Das System kann mit 345 Ziel- und 345 Ausgangsprachen arbeiten und bietet damit über 100.000 Sprachkombinationen an. Das Aufrufen der Aufträge und der relevanten TM- und Glossareinträge geschieht unkompliziert und schnell. Und auch die Einarbeitung in GTT ist nahezu selbsterklärend. Ein perfektes TM-System also und dazu auch noch Schonkost für den geplagten Geldbeutel? Nicht ganz. Denn das Google Translator Tool kann ausschließlich mit einfachen Textformaten arbeiten. Formatierte Word-Texte oder gar Indesign- oder Framemaker-Dateien lassen sich in GTT nicht hochladen. Auch Translation Memorys aus anderer TM-Software sind nicht importierbar. Und wer Angst vor der Datensammelwut des kalifornischen Internet-Dienstleistungsriesen Google Inc. hat, wird sich möglicherweise bei der Arbeit mit GTT erst an ein mulmiges Gefühl gewöhnen müssen. Denn welche Daten wann und wo auf den Google-Servern gespeichert werden, das weiß vermutlich kein Mensch. Bietet ein Auftraggeber jedoch GTT als Übersetzungs- und Kommunikationssystem an und ist mit unformatierten Texten zufrieden, dann stellt sich der junge maschinelle Übersetzungsservice aus der im Herzen des Silicon Valley gelegenen Stadt Mountain View als makelloses Werkzeug dar. (cm)

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